8 Vorkomprimierte und imprägnierte Dichtungsbänder

8.1 Vorkomprimierte und imprägnierte Dichtungsbänder (Kompriband)

Dichtungsbänder bestehen vorwiegend aus einem offenzelligen Polyurethan-Schaumstoff als Trägermaterial, in den ein Imprägnat eingebracht wird, das die wesentlichen Eigenschaften des Dichtungsbandes sicherstellt.
Das Imprägnat bewirkt im Wesentlichen:
  • Eine verzögerte Rückstellung, was den nachträglichen Einbau in fertige Fugen ermöglicht
  • Eine wasserabweisende (abdichtende) Wirkung
  • Einen UV- und Alterungsschutz des Trägermaterials
Dichtungsbänder verfügen aufgrund ihrer Offenzelligkeit über einen geringen Wasserdampfdiffusionswiderstand, was einen ausgezeichneten Feuchteausgleich beim Einsatz in Fugen im Außenbereich, sowie eine Schlagregendichtheit sicherstellt.

8.2 Anforderungen an vorkomprimierte und imprägnierte Dichtungsbänder

Vorkomprimierte und imprägnierte Dichtungsbänder in der äußeren Fuge von Fenstern/ Außentüren, Fassade und Außenwand stellen ein Abdichtungssystem dar, welches die Eigenschaften:
  • Diffusionsoffen
  • Schlagregensicher
  • Luftdicht
  • Witterungsbeständig
  • Mit anderen Baustoffen verträglich
  • Verarbeitungssicher
  • Dauerbewegungsaufnahmefähig
  • Alterungsbeständig
  • Geringer sD-Wert
  • Brandverhalten mindestens B2 nach DIN 4102-1 oder Baustoffklasse E nach DIN EN 13501-1
  • aufweisen muss

Wichtig:

Vorkomprimierte und imprägnierte Dichtungsbänder sind ausdrücklich nicht für Bereiche mit anstauendem Sickerwasser oder stehendem Wasser zulässig. In der Regel ist hier die DIN 18195 zu beachten. Eine Anwendung in Fugen, welche sich in horizontalen oder wenig geneigten Flächen befinden, ist daher nicht ohne weiteres möglich und bedarf daher der Abstimmung mit dem Hersteller.

Diese Systeme werden in der DIN 18542: 2009-07 „Abdichten von Außenwandfugen mit imprägnierten Fugendichtbändern aus Schaumkunststoff – Imprägnierte Fugendichtbänder – Anforderung
und Prüfung“ nach der Art der Beanspruchung, denen sie im eingebauten Zustand ausgesetzt sind, in die Beanspruchungsgruppe BG1, BG2 und BGR nach Tabelle 10 eingestuft.
Dichtbänder der Beanspruchungsgruppe BG1 sind für die ungeschützte Außenanwendung geeignet. Sie sind schlagregensicher bis zu einem Differenzdruck von mind. 600 Pa.
Dichtbänder der Beanspruchungsgruppe BG2 sind ebenfalls für die Außenanwendung geeignet, dürfen aber nur weitgehend abgedeckt vor direkter Bewitterung eingesetzt werden. Sie sollten daher in Verbindung mit z.B. Verleistungen verbaut werden und sind schlagregensicher bis zu einem Differenzdruck von 300 Pa.
Dichtbänder der Beanspruchungsgruppe BG R sind speziell für die Raumseite vorgesehen und dichten die Fuge luftdicht ab (a<0,1 m³/[h m (daPa)2/3]) (speziell bei Multifunktionsbändern für die Abdichtung von Fensteranschlussfugen).

8.3 Verträglichkeit mit angrenzenden Baustoffen und Anforderungen an die Fuge

Imprägnierte Fugendichtungsbänder aus Schaumkunststoff (im Folgenden kurz „Fugendichtungsbänder“ genannt) werden nach der Art und Größe der Beanspruchungen, denen sie im eingebauten Zustand ausgesetzt sind, in die Beanspruchungsgruppen BG 1, BG 2 und BG R (s. Tabelle 10) eingeteilt.

Verträglichkeit mit angrenzenden Baustoffen

Die Verträglichkeit des Fugendichtungsbandes mit Beton, Vormauerziegeln, Kalksandstein, Fichtenholz mit deckendem und nicht deckendem Anstrich sowie mit weißem PVC muss dadurch sichergestellt werden, dass keine die Funktion beeinträchtigenden Veränderungen auf den Kontaktflächen entstehen und Verfärbungen auf der Kontaktfläche durch abgewandertes Imprägniermittel - höchstens in einer Breite von 1 mm neben dem Fugendichtungsband sichtbar sind. Ansonsten bleibt die Verträglichkeit mit angrenzenden Baustoffen Einzelprüfungen überlassen. Die Verträglichkeit mit Aluminium wird im Rahmen der Temperaturwechselbeständigkeitsprüfung abgedeckt.

Temperaturwechselbeständigkeit

Bei einer Temperaturwechselbeanspruchung zwischen den in Tabelle 10 angegebenen Werten für die Beanspruchungsgruppen BG 1, BG 2 und BG R dürfen keine die Funktion beeinträchtigenden Veränderungen auf den Kontaktflächen und auf der Oberfläche des

Beanspruchungsgruppen nach DIN 18542

Tabelle 9: Folgende Anforderungen sind von den einzelnen Beanspruchungsgruppen zu erfüllen
Beanspruchungsart Beanspruchungsgruppe
Außenanwendung Innenanwendung
BG 1 BG 2
BG Ra
Fugenbewitterung Hoch Gering Entfällt
Schlagregen Hoch Gering Entfällt
Luftfeuchte Langzeitig Langzeitig Langzeitig
Luftdichtheit Gering Gering Hoch
Fugendichtungsbänder für die Beanspruchungsgruppen BG 1, BG 2 und BG R (siehe Abbildung 13 und 14) erfüllen auch die Anforderungen für die Anwendung in so genannten „Quetschfugen“ (b < bL). Fugendichtungsbänder, die nicht den Beanspruchungsgruppen dieser Tabelle entsprechen, werden von dieser Norm nicht erfasst und müssen anwendungsbezogen geprüft werden.
a raumseitig


Folgende Anforderungen sind von den einzelnen Beanspruchungsgruppen zu erfüllen:

Tabelle 10: Anforderungen an die einzelnen Beanspruchungsgruppen
Nr. Eigenschaft BG 1 BG 2 BG R
1a Fugendurchlass-koeffizient,
a-Wert
 
a <1,0 m3/[h⋅m⋅(daPa)n] a<1,0 m3/[h⋅m⋅(daPa)n] a <0,1 m3/[h⋅m⋅(daPa)n]
1b Luftdichtheit a <1,0 m3/[h⋅m ⋅(daPa)2/3] a<1,0 m3/[h⋅m⋅(daPa)2/3] a <0,1 m3/[h⋅m⋅(daPa)2/3]
2 Schlagregendichtheit
von Fugen bei Δp
 
≥ 600 Pa ≥ 300 Pa -
3 Schlagregendichtheit
von Fugenkreuzungen bei Δp
 
≥ 600 Pa - -
4 Temperaturwechsel-beständigkeit
 
von −20 °C bis +80 °C von −20 °C bis
+60 °C
von −20 °C bis
+60 °C
5 Beständigkeit gegen
Licht- und Feuchteinwirkung
 
muss sichergestellt sein - -
6 Verträglichkeit mit
Angrenzenden Baustoffen
 
bis 80 °C bis 60 °C bis 60 °C
7 Beständigkeit gegen
Tauwasser
 
- - 100 % relative
Luftfeuchte/85°C
 
8 Wasserdampfdurchlässigkeit sd-Wert (sd =μ⋅tF)
 
≤ 0,5 m ≤ 0,5 m ermittelter Wert
9 Brandverhalten B1 B2/E B2/E


8.4 Fugenkonstruktion und Fugenbemessung bei vorkomprimierten Dichtbändern (nach DIN 18542:2009-07)

Die Fugengeometrie des Bandes ist im Folgenden dargestellt (DIN 18542).

Abbildung 14
Geometrie Kompriband-Anwendung


Dabei sind:

tF     Schnittbreite des Bandes = erforderliche Fuge

ntiefe der Einbaufuge
bN     Nennfugenbreite nach Angabe des Herstellers, dabei gilt:


bmin + (bN × 25 %) ≤ bN ≤ bmax − (bN × 25 %)
bmin     Minimalfugenbreite in mm (= minimal zulässige Kompressionsdicke des Bandes im eingebauten

Zustand = bk min/b0 × 100), nach Angaben des Herstellers, dabei gilt: bmin ≤ bN − (bN × 25 %)
bmax Maximalfugenbreite in mm (= maximal zulässige Kompressionsdicke des Bandes im eingebauten Zustand = bk max/b0 ×100), nach Angaben des Herstellers, dabei gilt:

bmax ≥ bN + (bN × 25 %) und bmax ≤ tF
b     Einbaufugenbreite, dabei gilt:

bmin ≤ b ≤ bmax  für die gewählte Banddimension (bmin und bmax sind die Breiten einschließlich der zu erwartenden Fugenbewegungen im eingebauten Zustand)
k*     zulässiger Einsatzbereich des Bandes nach Angaben des Herstellers; Kompressionswertebereich, innerhalb dessen die Fugenabdichtung ihre Funktionssicherheit beibehält, dabei gilt:

k* = bmax − bmin
Für alle Maße gelten die zulässigen Maßabweichungen der Klasse P3 nach DIN 7715-5:1979-11


8.5 Einsatz von vorkomprimierten und imprägnierten Dichtungsbändern

Geeignete Fugenflanken

Im Gegensatz zu Dichtstoffen müssen Fugendichtbänder nicht an Fugenflanken haften, sondern üben permanent einen Anpressdruck, bedingt durch deren Rückstellkraft, auf die Fugenflanken aus und passen sich den Oberflächen weitgehend an. Daraus ergeben sich Einsatzbereiche, für die andere Abdichtungssysteme nicht geeignet sind bzw. nur mit erheblichem Aufwand verwendet werden können, beispielsweise auf Untergründen mit geringer Tragfähigkeit.
Die Auflageflächen der Dichtbänder auf den Fugenflanken müssen lediglich dem Anpressdruck der Dichtbänder standhalten, weitgehend eben sein und sollten parallel verlaufen. Unebenheiten mit welliger, weicher Oberfläche können i.d.R. durch das Fugenband innerhalb der vom Hersteller vorgegebenen Toleranz gut ausgeglichen werden. Bei scharfkantigen Vorsprüngen, Rillen, Riefen und Ausbrüchen ist eine funktionsfähige Abdichtung nicht gewährleistet, was einen Oberflächenausgleich durch z.B. einen Glattstrich erforderlich macht.

Verarbeitung von vorkomprimierten und imprägnierten Dichtungsbändern

Als erstes wird die Fugenbreite festgestellt und die passende Dichtband-Dimension ausgewählt. Dabei müssen die vom Hersteller angegebenen Toleranzen zwingend das Fugenspaltmaß zuzüglich der zu erwartenden Bewegungen umschließen.
Die Dichtbänder dürfen im eingebauten Zustand niemals das Minimal-Maß unterschreiten oder das Maximal-Maß überschreiten.

Beispiel:

Die abzudichtende Fuge hat ein Fugenspaltmaß von 10-12mm und die zu erwartende Bewegung wird mit +- 1mm angenommen, dann ergibt sich daraus, dass das einzubauende Dichtband minimal 9mm annehmen kann und maximal 13mm.
Es ist also eine Dichtbanddimension zu wählen, die diese Werte umschließt, also ein Band mit den Toleranzen 8-15.

Die Verlegung eines Dichtbandes in einer Vertikalfuge wird immer unten begonnen und nach oben fortgeführt. Ein Nachsacken oder überdehnen der Dichtbänder kann so vermieden werden.
Beim Ablängen des Dichtungsbandes wird wenigstens ein Zentimeter pro Laufmeter Ist-Fuge dazugegeben.
Bandstöße sind auf Stauch gegeneinander zu verlegen. Ohne das Material dabei zu dehnen, wird das Dichtband in die Fuge eingelegt. Das Band dabei nicht verdrehen oder in Fugentiefenrichtung stauchen.
Mit Hilfe eines Spachtels oder einem ähnlichen Werkzeug wird das Dichtband mit der Selbstklebeseite (Montagehilfe) an eine Fugenflanke angedrückt und damit fixiert (s. Abbildung 13). Ist die Fuge z.B. nass oder staubig, so dass die Selbstklebung nicht haftet, wird das Dichtband mit z.B. kleinen Holzkeilen fixiert, bis das Dichtband aufgegangen ist und sich an der gegenüberliegenden Fugenflanke abstützt. Dann können die Holzkeile entfernt werden. Die Holzkeile dürfen nur mit der minimal erforderlichen Kraft eingesteckt werden, um das Dichtband an diesen Stellen nicht über zu komprimieren oder gar zu beschädigen.

Abbildung 15
nachträgliche Abdichtung einer Vertikalfuge

Abbildung 16
Fugenkreuzungen nachträglich mit Dichtband schließen


Bei Fugenkreuzungen werden die horizontalen Dichtbäder seitlich stumpf gegen das vertikale gestoßen. (s. Abbildung 14) Ebenso werden Dichtbänder in Fugen-Ecken immer stumpf gestoßen und niemals um Ecken herumgezogen.

Das Dichtband beginnt mit seiner Rückstellung bereits beim Öffnen der Rolle, was aber aufgrund der rückstellverzögernden Imprägnierung so langsam geschieht, dass genügend Zeit bleibt, das Dichtband von der Rolle in die Fuge zu verarbeiten.

Die Geschwindigkeit, mit der ein Dichtband aufgeht, ist i.d.R. temperaturabhängig.
Bei hohen Temperaturen wird dieser Vorgang beschleunigt und bei niedrigen verzögert. Aus diesem Grund wird bei hohen Außentemperaturen die kühl temperierte Lagerung der Dichtbandrollen bis kurz vor der Verwendung empfohlen. Sind die Dichtbänder bei der Verarbeitung zu warm, ist ein Einbau nahezu nicht möglich, weil sie zu schnell aufgehen. Bei niedrigen Temperaturen ist mit einem langsameren Rückstellverhalten zu rechnen. Bei Frost stellen sie sich i.d.R. gar nicht mehr zurück. Das schadet den Dichtbändern zwar nicht, doch ist beim zur Abdichtung erforderlichen Rückstellverhalten mit keiner abdichtenden Wirkung zu rechnen.

Eine nachträgliche Komprimierung bereits aufgegangener Dichtbänder ist in der Regel nicht mehr möglich, weil die Rohschaumhöhe meist wesentlich größer ist, als die Bandbreite. Beim Versuch der nachträglichen Komprimierung wird sich die Mitteseele des Dichtbandquerschnittes verwerfen und verdrehen, so dass eine ordnungsgemäße Funktion und Lagestabilität nicht mehr gewährleistet werden kann.

8.6 Einsatzbeispiele für vorkomprimierte und imprägnierte Dichtbänder im Wintergartenbau

  • Kopplung von Seiten-Elementen
  • Kopplungen zwischen Elementen und Pfosten, Traufenträger, Randsparren und Wandanschluss
Dazu s. a. Merkblatt 02 des Bundesverband Wintergarten e.V. „Wärme- und feuchtetechnische Planung und Ausführung der Bauanschlüsse von Wohn-Wintergärten.

Herausgeber:
IVD INDUSTRIEVERBAND DICHTSTOFFE E.V.
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Fon: +49 211 6707-825
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