5 Einwirkungen und Belastungen

5.1 Einwirkungen auf die Baufugen im Wintergarten

Die Anforderungen an die Abdichtung von Wintergärten gehen über die von Loch-Fenstern, die in einer Ebene mit der Außenwand und relativ geschützt liegen, deutlich hinaus.

5.1.1. Einwirkungen von außen

  • Wintergärten sind (dreidimensionale) Bauwerke, die Schnee, Wind und Eislasten aufnehmen müssen
  • Mechanische Einwirkungen (Begehbarkeit, Schneelasten, Winddruck/Windsog, Bauwerksbewegungen gegen das Bestandsgebäude, Reinigung) thermische Einwirkungen (Außenschale: Temperaturunterschiede von bis zu 100 °C)
  • Chemische Einwirkungen (Reinigungsmittel, salzhaltige Luft in küstennahen Bereichen)
  • Biologische Einwirkungen (Algen, Schimmel, Pflanzensporen)
  • UV-Strahlung, Ozon
  • Starke eigene Bauteilbewegung (durch Wind, Temperaturänderungen, Formänderungen durch Kräfte aus dem Eigengewicht sowie feuchtigkeitsbedingte Ausdehnung)
  • Wasser (Regen, Reinigung), hohe Schlagregenbelastung aller Außenbauteile, Luftfeuchtigkeit
  • Hohe Gefahr von Kapillarfugenbildung, Kapillarbildung in angrenzenden Baukörperoberflächen
  • Fußpunkte der Elemente und Stützen sind häufiger, andauernder Nässebelastung ausgesetzt

5.1.2. Einwirkungen von der Raumseite

  • Thermische Einwirkungen (hohe solare Gewinne können zu Aufheizungen innen führen, so dass im Jahresverlauf auf der Innenschale große Temperaturunterschiede zu bewältigen sind)
  • Raumluftfeuchte durch anwesende Personen, Tiere und Pflanzen, Verbund mit angrenzenden Räumen etc.
  • Nutzungsbedingte Kräfte, Stoßbelastungen

5.1.3. Einwirkungen durch „Bauen im Bestand”

  • Bautoleranzen
  • Dachüberstände mit schwer zugänglichen Schmutzecken
  • Profil-/Sparrenkürzungen mit frischen Schnittkanten
  • Bestandsbaukörper nicht exakt in Lot und rechten Winkeln
  • Vorhandene durchgehende Außenwände werden in ihrer Funktionalität unterbrochen und im Inneren des Wintergartens bauphysikalisch zu Innenwänden „umfunktioniert“. Durch unterschiedliche Temperaturdifferenzen im Innen- und im Außenbereich ergeben sich unterschiedlich große Bewegungen im Fugenbereich (dazu s.a. Merkblatt 02 des BV-WG)
Für alle Fußpunktanschlüsse gilt, dass sie analog zu einem unteren Fassadenanschluss ausgeführt werden müssen. Keinesfalls ist ein Abschluss wie bei einem „Lochfenster”-Einbau ausreichend. Das ist bei der Abdichtungsplanung, Montagevorbereitung und -ausführung zu berücksichtigen. Um das richtige Material dauerhaft und funktionsgerecht einsetzen zu können, muss der Planer oder der ausführende Betrieb die später auftretende Bewegung im Vorfeld berechnen oder zumindest abschätzen können, um die Zulässige Gesamtverformung (ZGV) eines Dichtstoffs oder die Klebefestigkeit eines Montageklebstoffes/Dichtungsbandes nicht zu überfordern.

5.2 Funktionsebenen und Funktionsbereich

z.B. vorkomprimiertes und imprägniertes Dichtungsband und Verleistung oder spritzbarer Dichtstoff.

Abbildung 7
fachgerechte Fugenabdichtung


In diesem Modell wird unterschieden zwischen:
  • Der inneren (raumseitigen) Funktionsebene (1): Trennung von Raum- und Außenklima, luftdicht; Temperatur muss über der für das Schimmelpilzwachstum kritischen Temperatur liegen.
  • Dem Funktionsbereich (2): Sicherstellung von Wärme- und Schallschutz, muss „trocken bleiben“ und vom Raumklima getrennt sein.
  • Der äußeren Funktionsebene (3): Wetterschutz, verhindert weitgehend den Eintritt von Wind, Regenwasser (Schlagregen) und Schnee; eingedrungenes Wasser muss kontrolliert nach außen abgeführt werden, Feuchtigkeit aus dem Funktionsbereich muss nach außen entweichen können (diffusionsoffen)

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