5 Die Anschlussfuge

5.1 Definition

Die Anschlussfuge ist nach DIN 52460 die Fuge zwischen Material oder Funktion unterschiedlichen Bauteilen.

5.2 Fugenausbildung

Anschlussfugen sind nach DIN 4108-7 bereits in der Planungsphase zu berücksichtigen.
Anschlussfugen müssen also unter Berücksichtigung der jeweiligen Bausituation individuell geplant und ausgeführt werden.
Die Ausschreibenden haben die Planungsleistung zu erbringen.

Für die gesamte Konstruktion gilt das Prinzip „innen dichter als außen“, damit sichergestellt wird, dass die in die Anschlussfuge eingedrungene Feuchtigkeit kontrolliert nach außen abgeführt wird.

Die Rahmenprofile unterliegen je nach Rahmenwerkstoff unterschiedlichen Temperatur- und Feuchteänderungen während der Gebrauchsdauer. Die Raumtemperatur ist relativ gleichmäßig im Gegensatz zur Außentemperatur, die über den Tag und über das Jahr stark schwankt. Die thermisch bedingten Längenänderungen der Fensterprofile üben auf den Dichtstoff Dehn-, Stauch- und Scherbewegungen aus. Damit der Dichtstoff diese Bewegungen langfristig aufnehmen kann, wird eine richtig definierte Fugendimensionierung benötigt. Da, wie oben beschrieben, die Temperatureinwirkungen innen und außen unterschiedlich sind, dehnt sich das Profil innen und außen unterschiedlich aus. Für die größeren Temperaturschwankungen im Außenbereich ist ein elastischer Dichtstoff mit einer zulässigen Gesamtverformung (ZGV) von 25 % für die in Tabelle 3 angegebenen Fugenbreiten notwendig. Raumseitig kann ein Dichtstoff mit einer ZGV von ≥ 12,5 % verwendet werden.

Bild 5
Fachgerechte Fugenausbildung bei stumpfem Anschlag.

Bild 6
Fachgerechte Fugenausbildung beim Innenanschlag.

Bild 7
Fachgerechte Fugenausbildung nach erfolgtem Putzauftrag.


5.3 Fugendimensionierung

Die erforderliche Mindestfugenbreite bF wird bestimmt durch die temperatur- und feuchtigkeitsbedingten Maßänderungen der Rahmenprofile sowie durch die ZGV des eingesetzten Dichtstoffs.

Bild 8
Prinzipskizze zur Fugendimensionierung.


bF = Breite der Fuge
tD = Tiefe des Dichtstoffs


Tabelle 3: Mindestfugenbreite bF für Anschlussfugen
  Länge der Rahmenprofile
  bis 1,5 m bis 2,5 m bis 3,5 m bis 4,5 m bis 2,5 m bis 3,5 m bis 4,5 m
Werkstoff der
Fensterprofile
Mindestfugenbreite für stumpfen Anschlag b in mm Mindestfugenbreite für Innenanschlag bF in mm
PVC hart (weiß) 10 15 20 25 10 10 15
PVC hart und
PMMA (dunkel)
(farbig extrudiert)
15 20 25 30 10 15 20
harter PUR-Integralschaumstoff 10 10 15 20 10 10 15
Holz-Metall-Fensterkonstruktionen
(hell)
10 10 15 20 10 10 15
Holz-Metall- Fensterkonstuktionen
(dunkel)
10 15 20 25 10 10 15
Aluminium-Kunststoff-
Verbundprofile
(hell)
 10 10 15 20 10 10 15
Aluminium-Kunststoff-
Verbundprofile
(dunkel)
10 15 20 25 10 10 15
Holzfensterprofile  10 10 10 10 10 10 10


Diese Mindestfugenbreiten bF gelten auch für die Anschlussfugen im Innenbereich für Dichtstoffe mit einer ZGV ≥ 12,5 %.

Das Verhältnis zwischen der Breite des Dichtstoffs in der Fuge (bF) und der Tiefe des Dichtstoffs in der Fuge (tD) ist in Tabelle 4 dargestellt:

Tabelle 4: Fugenbreite bF im Verhältnis zur Dichtstofftiefe tD(siehe Bild 8)
bF 10 15 20 25 30 mm
tD 8 10 12 15 15 mm

5.4 Nicht fachgerechte Fugenausbildung

In der Praxis treten häufig Situationen auf, die mit spritzbaren Dichtstoffen ohne zusätzliche Maßnahmen nicht fachgerecht gelöst werden können.

Die Abbildungen 8 bis 15 zeigen Einbausituationen, bei denen jeweils eine geeignete Abdichtungsmaßnahme festzulegen ist. Gemeinsam mit dem Dichtstoffhersteller muss eine Lösungsmöglichkeit nach dem Stand der Technik gefunden werden. Zusätzlich ist es sinnvoll, nach VOB /B § 4, 3. schriftlich Bedenken anzumelden.

Abdichtungen mit Dreiflächenhaftung sind nicht in der Lage, die in der Praxis auftretenden Bewegungen dauerhaft aufzunehmen, es kommt zu Schäden.

Bild 9
Keine ausreichende Fugentiefe für den Dichtstoff bei vollständigem Ausfüllen des Zwischenraumes mit Dämmstoff (siehe Punkt 5.3).Der fachgerechte Einbau eines Hinterfüllmaterials ist nicht mehr möglich.

Bild 10
Durch eine zu geringe Fugenbreite bF ≤ 10 mm wird die ZGV des Dichtstoffs überschritten. Es entsteht eine Dreiecksfuge, die nur geringe Bewegungen aufnehmen kann.

Bild 11
Bei nichtparallelen Fugenflanken kann die Mindestfugenbreite unterschritten werden (hier auf der Innenseite).


Bild 12
Zu geringe Fugenbreite bF (≤ 10 mm) auf der Außenseite. Der Dichtstoff wird in seiner ZGV überfordert.

Bild 13
Ist bei fehlendem Nutabdeckprofil oder fehlender Abdeckleiste am Fensterprofil keine fachgerechte Haftfläche vorhanden, kann keine fachgerechte Fugendimensionierung eingehalten werden. Es kommt zu Schäden im Dichtstoff.


Die beiden nachstehenden Abbildungen zeigen mögliche fachgerechte Abdichtungsdetails:

Bild 14.1
Der Einsatz eines Nutabdeckprofils ermöglicht eine fachgerechte Fugendimensionierung.

Bild 14.2
Einsatz eines Abdeckprofils ermöglicht eine fachgerechte Fugendimensionierung innen und außen.


Bild 15
Keine fachgerechte Fugenausbildung möglich aufgrund von Planungsfehlern in Bezug auf die Koordination der Gewerke. Lösungsmöglichkeit mit spritzbaren Dichtstoffen siehe Bild 8.

Bild 15.1
Fachgerechte Fugenabdichtung vor dem Verputzen des Baukörpers.

Bild 16
Nicht fachgerecht ausgeschäumte Fugen. Bei vollständigem Ausschäumen (Überquellen) des Montageschaums ergeben sich Verunreinigungen der Haftflächen. Ein Abschneiden mit Werkzeug und Abkratzen der Haftflächen ist technisch nicht ausreichend. (Nähere Hinweise siehe Punkt 6).


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