7 Einstufung und Qualitätsanforderungen der Dichtstoffe nach DIN EN 15651-1

Nach der harmonisierten europäischen Norm DIN EN 15651-1 werden Dichtstoffe für Fassadenelemente als Typ F bezeichnet.
Damit gilt dieser Teil der DIN EN 15651 u. a. auch für die Anschlussfugen an Fenstern und Außentüren gemäß IVD-Merkblatt Nr.9.

7.1 Klassifizierung der Dichtstoffe nach DIN EN 15651-1

Nach DIN EN 15651-1 werden Dichtstoffe nach Klassen eingeteilt:
  • 25 LM (LowModus/niedriger Dehnspannungswert)
  • 25 HM (HighModus/hoher Dehnspannungswert)
  • 20 LM
  • 20 HM
  • 12,5E (elastisch)
  • 12,5P (plastisch)
  • 7,5P (plastisch)

7.2 IVD - Qualitätsanforderungen im Vergleich zur DIN EN 15651-1

Die DIN EN 15651-1 stellt Mindestanforderungen an die jeweilige Dichtstoffqualität, um die Sicherheit der Fugenabdichtung zu gewährleisten.

Aufgrund langjähriger Erfahrungen in der Praxis mit vorhandenen Fugenkonstruktionen, Bautoleranzen, Belastungen auf die Fuge und Dichtstoffqualitäten sind die Qualitätsanforderungen des IVD in diesem Merkblatt an einzelne, allerdings wesentliche Eigenschaften höher als in der DIN EN 15651-1 verlangt.

Qualitätsmerkmal IVD DIN EN 15651-1
Klassifizierung Innenfugen: min. 12,5E
Außenfugen:       25 LM
                             25 HM
Keine Differenzierung nach innen und außen.
Zugelassen sind auch die Klassen 12,5P und 7,5P
Zulässige Gesamtverformung Innenfugen:   12,5 %
Außenfugen: 25 %
Keine Zuordnung
Volumenschwund ≤ 10 % ≤ 10 % 25LM/25HM
20LM/20HM
bei Dispersionsdichtstoffen auf Wasserbasis
≤ 25 %

 

≤ 30 % 12,5E
≤ 25 % 12,5P
≤ 25 % 7,5P
Anstrichverträglichkeit Prüfung nach DIN 52452-4, A1 und A2 Keine Anforderung
Überstreichbarkeit Prüfung nach DIN 52452-4, A3 Keine Anforderung
Verträglichkeit mit anderen Baustoffen Prüfung nach DIN ISO 16938-2 Keine Anforderung
Regenbeständigkeit von frisch verarbeitetem Dichtstoff Prüfung nach DIN 52461 Keine Anforderung

Die Erfahrungen in der Praxis zeigen, dass insbesondere im Bereich von Fenstern und Außentüren eine hohe Belastung durch  Dehn-/Stauchbewegungen  gegeben ist. Das liegt an den unterschiedlichen Einbaugrößen der Bauelemente und vor allem auch an den häufig zu schmal dimensionierten Fugen.

Aus diesem Grunde sind die Qualitätsanforderungen des IVD, die Klassen 25LM und 25 HM vorzuschreiben, d. h. eine Zulässige Gesamtverformung von 25 % festzulegen, von großer Wichtigkeit.

Die Freigabe anderer Klassen und eine geringere ZGV führen zu hohen Risiken und Unsicherheiten beim Verarbeiter.

Ein erhöhter Volumenschwund bei nicht wässrigen Dichtstoffsystemen führt im Laufe der Einbauzeit zu Verhärtungen, Reduzierung der ZGV und zur Gefahr von Flankenabrissen oder Kohäsionsschäden im Dichtstoff.

Fenster bestehen aus den unterschiedlichen Werkstoffen Holz, Metall und Kunststoff, sowie deren Kombinationen.

Die Kenntnis über Verträglichkeit mit anderen Baustoffensowie über vorhandene und/oder nachfolgende Beschichtungssystemen ist eine wesentliche Voraussetzung, um den richtigen Dichtstoff einsetzen zu können.

Der Vergleich der Qualitätsanforderungen zeigt also die Notwendigkeit des höheren Qualitätsniveaus des IVD gegenüber der DIN EN 15651-1.

Herausgeber:
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